Stoff

© Silke Winkler

Zirkuläres Musiktheater

Dauer: ca. 80 min

Musik: Elisabeth Naske
Text: Nina Gühlstorff


Uraufführung am 5. April 2024
Auftragswerk des Mecklenburgischen Staatstheaters

Musikalische Leitung: Heng Che
Regie: Nina Gühlstorff
Ausstattung: Marouscha Levy
Choreographie: Marie-Laure Fiaux
Dramaturgie: Saskia Kruse
Video: Ben Artmann
Elektronik: Alexander Bauer

Mensch/Sonne Sophia Maeno
Livius, die Taube Sebastian Köppl
Paria, die Taube Martha-Luise Urbanek
Chor der Aschenputtel, Kinderchor des Mecklenburgischen Staatstheaters, Leitung: Josephine Johannßen sowie Kinderchor der Nils-Holgersson-Schule, Leitung: Reinhild Köhncke
Orchester Mecklenburgische Staatskapelle
Schlagzeug: Axel Meier


Orchesterbesetzung:
Bläserquintett
Schlagwerk: Marimba, Becken, diverse Müllinstrumente (eine Metalltonne, Plastikgefäße, Dosen, Topfdeckel etc.)
Elektronik


Inhalt:

„Pick, pick, pick – die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“

Aschenputtel würde wirklich gern zum Ball gehen. Das darf sie – allerdings erst, wenn sie alle Linsen aus der Asche aufgelesen hat; wenn die Unordnung, die die Stiefmutter verbreitet hat, von Aschenputtel wieder ins Reine gebracht wurde. Und so sortiert sie, liest auf, was weggeworfen wurde, trennt in brauchbare Rohstoffe und unbrauchbaren Müll. Das bekannte Märchen ist bis heute ein Standard in den abendländischen Kinderstuben. Seine Wurzeln reichen zurück bis ins 17. Jahrhundert – und doch hat es uns heute mehr zu erzählen als je zuvor.

Gemeinsam mit dem Kinderchor der Aschenputtel und den Sänger:innen des Opernensembles kümmern wir uns um den Müll unserer Zeit, spüren den Kreisläufen der Welt nach und entwerfen eine positive Zukunftsvision. Basierend auf Interviews mit Expert:innen für Rohstoffkreisläufe, Nachhaltigkeit und Transformation entsteht so das Musiktheater Stoff. Darin wird das Publikum selbst während der Vorstellung aktiv teilhaben: In spielerischen Mini-Workshops gehen wir unserem Verhältnis zum Status Quo nach, geben unseren Emotionen zum Thema Luft, tauschen uns aus und suchen nach den Baustoffen der Zukunft! Stoff ist ein Kinderstück für Erwachsene – denn für eine nachhaltige Zukunft haben wir kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem!

Das Konzept von „Müll“ – also von Rohstoffen, die keine weitere Verwendung haben und deshalb weggeschmissen werden – gibt es erst seit den 1950er Jahren und ist damit sehr jung. Innerhalb kürzester Zeit hat die Menschheit es zu einem globalen Problem gemacht. Und zu einem in der westlichen Welt unsichtbaren: Wir werfen weg und verdrängen – aus den Augen aus dem Sinn. Der Weg des Mülls ist auch heute noch linear: Ein Produkt wird hergestellt, genutzt, weggeworfen und verbrannt. Doch die Natur funktioniert nicht linear, sie gehorcht dieser Logik nicht. Natürliche Prozesse laufen zyklisch ab, wo jedes Ende einem Neubeginn entspricht. Und während wir verstehen, dass Müll kein Müll, sondern Rohstoff ist, erzählt sich auch eine Geschichte von Hoffnung, dass aus dem Verdrängten immer wieder neue lebendige Kreisläufe entstehen.